Konzertpädagogik
Konzertpädagogik ist ein Feld mit fast unbegrenzten Möglichkeiten. Wichtig ist, dass unterschiedliche Altersgruppen auch unterschiedliche Konzepte verlangen: individuelle Formate hinsichtlich Besetzungsgröße, Zuschauerzahl und Repertoire, unterschiedliche Formen der Ansprache des Publikums, der Interaktion und der Partizipation sowie natürlich unterschiedliche Themen und Inhalte, die der jeweiligen Lebenswelt der Zielgruppe entsprechen.
Jedes Konzert sollte die Bedürfnisse seiner Zielgruppe berücksichtigen, denn auch Zuhören will gelernt sein, und der Anspruch, dass Kinder in einem für sie ausgerichteten Konzert ausschließlich still zu sitzen und andächtig zu lauschen hätten, wird ihnen nicht gerecht und fördert vermutlich nicht gerade ihre Lust auf weitere Konzertbesuche. Ein Konzertbesuch aber soll – egal für welche Altersgruppe – ein schönes, an- und aufregendes Erbnis sein. Das Publikum – das kleine wie das große – soll mit neuen Eindrücken im Kopf und im Herzen nach Hause gehen. Und wenn jedes Kind beim Hinausgehen sagt: „Das war schön, da will ich mal wieder hingehen!“, dann haben wir alles richtig gemacht.
Darüber hinaus ist für mich von großer Bedeutung, dass auch die beteiligten Musiker Spaß am Spielen von Kinder- und
Jugendkonzerten haben – weil sie nur so ihre Aufgabe als Künstler und als Musikvermittler angemessen erfüllen können, weil nur dann ihre Darbietung überzeugend ist und der Funke überspringen kann. Auch die Musiker müssen die Kinder als einen wesentlichen Teil des Publikums von heute verstehen lernen. Sonst werden sie morgen vermutlich ohne Zuhörer musizieren.
Alle auf dieser Seite aufgeführten Konzepte sind mit geringem finanziellem Aufwand für jedes Sinfonieorchester, zum Teil auch für kleinere Ensembles realisierbar. Eine entsprechende finanzielle Basis sollte längst jedes Ensemble gezielt und regelmäßig für Konzertpädagogik bereitstellen. Es braucht keine kostenintensiven Großprojekte, um zu vermitteln, dass Musik Spaß macht und das Leben bereichert. Es braucht jedoch den Willen und das Engagement aller Beteiligten!
Musik ist Kommunikation auf vielfältigen Ebenen und mit vielfältigen Mitteln – auch und gerade in Konzerten für Kinder!
Hier der Artikel „Umziehen mit Beethoven“ über meine Arbeit für die Staatskapelle Weimar in DAS ORCHESTER 10/2024:
Wenn ich daran denke, was ich persönlich aus der Musik für mein Leben gelernt habe, dann ist das vermutlich mehr als umgekehrt.
Daniel Barenboim